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Staatsarchiv Freiburg (StAF), EB Div Photos 10 II, Bellechasse,
« Photographie aérienne de Bellechasse », 1956-1972. [Photographe: B. Bachmann, Bern] |
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Guten Tag! Der rote Faden dieses Newsletters ist die Frage nach der Menge: Wie findet man heraus, wie viele Menschen administrativ versorgt wurden? Und an welchen Orten wurden diese Massnahmen umgesetzt? Mit diesen Fragen beschäftigt sich ein Forschungsteam der UEK. In einem interaktiven Visualisierungsprojekt zeigen die Forscher auf, wie die Verteilung der Anstalten in der Schweiz ausgesehen hat. Das Portrait am Ende des Newsletters ist ebenfalls diesem Team gewidmet und soll einen Einblick in die komplexe Arbeit mit quantitativen Methoden geben. Schliesslich weisen wir Sie wie immer auf neue Inhalte unserer Website und auf kommende Veranstaltungen hin. Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre!
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Visualisierungsprojekt online
Die UEK zeigt anhand von interaktiven Visualisierungen verschiedene Aspekte der Anstaltslandschaft in der Schweiz von 1933 bis 1980, wie zum Beispiel die Verteilung der Anstalten in der gesamten Schweiz oder die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Kantonen. Ein Glossar der Institutionen und ein Glossar der zugrundeliegenden Rechtserlasse ergänzen die Visualisierungen. Die von den Forschern gesammelten statistischen Rohdaten sind auf dem Portal opendata.swiss veröffentlicht. Dieses Portal publiziert Daten von Bund, Kantonen, Gemeinden und weiteren Organisationen mit einem
staatlichen Auftrag. Das Visualisierungsprojekt der UEK entstand in Zusammenarbeit mit DensityDesign, einer Forschungsgruppe des Design Departements des Politecnico di Milano.
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Bericht Austauschanlass
Miteinander
reden - mit diesem Wunsch haben sich Anfang November 2017 die Mitarbeitenden
der UEK mit Betroffenen von administrativen Versorgungen und weiteren
fürsorgerischen Zwangsmassnahmen zu einem Austausch getroffen. Ziel
dieses Anlasses war es, dass sich die UEK mit betroffenen Personen über
ihre jeweiligen Erfahrungen und Überlegungen zur
Forschungsarbeit der UEK unterhalten.
Am Morgen fanden Gespräche an verschiedenen kleinen Tischen statt. Dabei ging es um die Erwartungen und Befürchtungen, die mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung verbunden sind. Aus den Notizen der Tischgespräche und den Schlusspräsentationen haben Mitarbeiterinnen der UEK einen Bericht erstellt: Die besprochenen Fragen und die Auswertung der Diskussionen finden Sie auf unserer Website im Bereich Begegnungen.
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Neue Quellen
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Wie viele Menschen wurden administrativ versorgt?
Die Frage nach der Anzahl Menschen, die in der Schweiz
administrativ versorgt wurden, steht oft im Zentrum der politischen und
medialen Debatten rund um die Thematik. Eine präzise Zahl zu nennen ist
unmöglich, da weder der Bund noch die Kantone diese Zahlen systematisch erfasst
haben. Dennoch arbeitet ein Forschungsteam der UEK daran, sich dieser Zahl zu
nähern. Dafür untersuchen die Forscher Quellen, die Angaben über die Anzahl
versorgter Personen enthalten, wie zum Beispiel der Jahresbericht der Berner Polizeidirektion von 1945.
Auch Jahresberichte von Anstalten geben Auskunft über die Anzahl versorgter
Personen.
Um sich so weit wie möglich einer tatsächlichen Anzahl
administrativ versorgter Personen in der Schweiz anzunähern, grenzt das
Forschungsteam die Zahl mithilfe einer Ober- und einer Untergrenze ein. Die
Obergrenze bedeutet, dass es höchstens
so viele Betroffene waren. Denn nebst den fehlenden Statistiken zur Thematik
birgt die Suche nach einer Anzahl Betroffener weitere Ungenauigkeiten. Wenn man zum Beispiel alle Einweisungen des
Kantons Bern von 1945 zusammenzählt, dann entspricht das Resultat nicht der
Anzahl Individuen, sondern der Anzahl Versorgungen in dem Jahr: Wurde
eine Person dreimal versorgt, erscheint sie dreimal. Zudem ist die
administrative Versorgung als solche nicht immer klar von anderen
Zwangsmassnahmen unterscheidbar.
Die Untergrenze legt fest, wie viele Menschen mindestens von der administrativen
Versorgung betroffen waren. Dafür werden die Einweisungen in rund zwanzig grössere
Anstalten zusammengezählt.
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Wohin wurden die Menschen versorgt?
Je mehr Zahlen mithilfe dieser Quellen gesammelt
und untersucht werden können – also je näher die Ober- und Untergrenze
zusammenrücken – desto genauer kann am Ende des Forschungsprozesses beschrieben
werden, wie viele Menschen zwischen 1930 und 1981 administrativ versorgt wurden. Um Angaben zur geografischen Verteilung und zur Anzahl der
Anstalten in der Zeitspanne von 1930 bis 1980 zu machen, untersuchte das Forschungsteam
Anstaltsverzeichnisse von fünf Stichjahren (1933, 1940er Jahre, 1954, 1965 und 1980). Das Verzeichnis der Anstalten in der
Schweiz des Straf- und Massnahmenvollzugs und der Untersuchungsgefangenschaft
des Basler Anstaltspfarrers Martin Schwarz von 1954 ist ein solches
Verzeichnis. Der Vergleich der Verzeichnisse zeigt: Es sind insgesamt 648
Anstalten aufgeführt, in denen Erwachsene und junge Erwachsene in dieser Zeit interniert
wurden. Wären alle Armenhäuser,
Kinderheime und Psychiatrien mitgezählt worden, wäre diese Zahl noch um einiges
höher ausgefallen. Diese 648 Anstalten waren in der ganzen Schweiz verteilt. Damit
die Dimensionen dieser «Anstaltslandschaft» sichtbar werden, hat das
Forschungsteam wie oben erwähnt gemeinsam mit DensityDesign, dem Design Departement des Politecnico
di Milano, Visualisierungen erstellt. Die von der UEK gesammelten Daten wurden so
programmiert und gestaltet, dass sie mit wenigen Klicks Informationen über die
«Anstaltslandschaft» geben. Das Visualisierungsprojekt befindet sich auf der Website der UEK und wurde in vier Sprachen erstellt.
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Von der Fremdbestimmung zur Selbstermächtigung
Anfang September 2018 findet in Bern (Lokalität noch nicht bestimmt) ein Workshop statt. Er soll den Dialog und Erfahrungsaustausch zwischen Betroffenen von Fremdplatzierungen und fürsorgerischen Zwangsmassnahmen sowie Forschenden ermöglichen. Organisiert wird der Anlass von Gabriela Merlini ( Archiv-aS), Mirjam Janett (Historikerin) und Urs Hafner (Historiker). Dieses Projekt wird unterstützt von der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Alle Interessierten sind herzlich willkommen. Kontakt: info@archiv-as.ch
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News & Agenda
Hinweise auf News und Veranstaltungen im Zusammenhang mit der UEK und zu verwandten Themen finden Sie jeweils auf unserer Website. Über Facebook und Twitter halten wir Sie auf dem Laufenden.
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Postfach
3003 Bern
Tel.: +41 58 463 31 16 (d, f)
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