Die UEK hat ihre Tätigkeiten 2019 abgeschlossen.
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Quellen

 

Als Quellen gelten Dokumente und Zeugnisse, die Erkenntnisse über die Vergangenheit liefern. Neben Schriftstücken UNTERSUCHEN Forscherinnen und Forscher unter anderem auch Tondokumente, Bilder, Bauten oder Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen.

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Quellen zu administrativen Versorgungen

Die meisten schriftlichen Dokumente befinden sich in Staats- oder Gemeindearchiven, in diversen Spezialarchiven, im Schweizerischen Bundesarchiv sowie in Bibliotheken. Private Archive von Institutionen, Vereinen oder Einzelpersonen werden wenn möglich ebenfalls konsultiert. Die UEK führt zudem Interviews durch: mit Betroffenen und mit Menschen, die für Behörden oder Anstalten gearbeitet haben. Auch diese Interviews werden als Quellen genutzt.

 

Die vorhandenen Quellen sind kein neutrales, unmittelbares Abbild einer vergangenen Realität: Sie stellen meist nur eine Sichtweise dar. Zudem wurden nicht alle Dokumente und Zeugnisse, auch der neusten Geschichte, aufbewahrt. Die Aufgabe der Forscherinnen und Forscher besteht nun darin, aus den noch vorhandenen Materialien die für ihre Forschung relevanten Quellen auszuwählen. Sie stehen im konstanten Dialog zwischen ausgewählten Elementen der Vergangenheit und dem sich immer weiterentwickelnden Wissen der Gegenwart.

 

Hier werden laufend Beispiele von Quellen präsentiert, die von den Forscherinnen und Forschern der UEK für ihre Arbeit benutzt werden.

 
Quellentypen
Alle
Zeitungen
Administrative Dokumente
Korrespondenz
Statistiken
Rapporte
Interviews (Oral History)
Fotografien
Gesetze
Bilder
Wissenschaftliche Literatur, Expertenberichte
Alle
Administrative Dokumente Interviews (Oral History)
1964/2017 Eine unfreiwillige «freiwillige Vormundschaft» Als Minderjährige war Daniella Schmidt von 1960–1964 interniert. Bei Erreichen der Volljährigkeit wurde sie aus der fürsorgerischen Zwangsmassnahme entlassen. Am 31. Oktober 1964 stimmte sie zu, unter eine «freiwillige Vormundschaft» gestellt zu werden. 2017 erzählte sie im Interview mit der UEK, dass sie von der Vormundschaftsdelegation getäuscht worden war und sich der tatsächlichen Konsequenzen ihrer Unterschrift nicht bewusst war. Weiter zur Quelle
Interviews (Oral History)
2016 Die administrative Versorgung als Bestrafung von Opfern sexueller Gewalt? Frau T. erzählt im Interview mit der UEK, wie sie sich beim Jugendanwalt gegen die sexuelle Zudringlichkeit ihres Hausherrn und gegen ihre ökonomische Ausbeutung an ihrer Arbeitsplatzierung wehrte. In der Folge wurde sie administrativ versorgt. Weiter zur Quelle
Administrative Dokumente Interviews (Oral History)
 
Interviews (Oral History)
 
Bilder
1964/2017   2016   1929-1931
Eine unfreiwillige «freiwillige Vormundschaft»   Die administrative Versorgung als Bestrafung von Opfern sexueller Gewalt?   Anstaltsalltag als Comic – die «Witzwiler Illustrierte»
Als Minderjährige war Daniella Schmidt von 1960–1964 interniert. Bei Erreichen der Volljährigkeit wurde sie aus der fürsorgerischen Zwangsmassnahme entlassen. Am 31. Oktober 1964 stimmte sie zu, unter eine «freiwillige Vormundschaft» gestellt zu werden. 2017 erzählte sie im Interview mit der UEK, dass sie von der Vormundschaftsdelegation getäuscht worden war und sich der tatsächlichen Konsequenzen ihrer Unterschrift nicht bewusst war.   Frau T. erzählt im Interview mit der UEK, wie sie sich beim Jugendanwalt gegen die sexuelle Zudringlichkeit ihres Hausherrn und gegen ihre ökonomische Ausbeutung an ihrer Arbeitsplatzierung wehrte. In der Folge wurde sie administrativ versorgt.   In bunten Bildern erzählt der Künstler der ‹Witzwiler Illustrierten› unmittelbar aus dem Alltag der Arbeits- und Strafanstalt Witzwil und klagt mitunter die administrative Internierungspraxis an. Zwischen 1928 und 1931 war er mehrmals in Witzwil administrativ interniert, wo er sich – wohl zum Zeitvertreib und zur Unterhaltung der Mitinternierten – kreativ betätigte.
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Bilder
1929-1931 Anstaltsalltag als Comic – die «Witzwiler Illustrierte» In bunten Bildern erzählt der Künstler der ‹Witzwiler Illustrierten› unmittelbar aus dem Alltag der Arbeits- und Strafanstalt Witzwil und klagt mitunter die administrative Internierungspraxis an. Zwischen 1928 und 1931 war er mehrmals in Witzwil administrativ interniert, wo er sich – wohl zum Zeitvertreib und zur Unterhaltung der Mitinternierten – kreativ betätigte. Weiter zur Quelle
Korrespondenz
1938 Ein Anwalt wirft Fragen auf Am 24. Juni 1938 kontaktierte ein Anwalt das Justiz- und Polizeidepartement des Kantons Freiburg, um Auskunft über eine in Bellechasse versorgte Frau zu erhalten: Einer seiner Kunden wollte sie heiraten. In literarischer Prosa setzt er sich für diese Ehe ein und zeigt sich überrascht, dass eine Frau in einer solchen Anstalt sein kann, ohne eine Straftat begangen zu haben. Weiter zur Quelle
Korrespondenz
1921 Wege aus der Anstalt: Ein Entlassungsgesuch Im Sommer 1921 bat der in Bellechasse internierte A. B. die Freiburger Regierung um seine bedingte Entlassung, nachdem er die Hälfte seiner Internierungszeit verbüsst hatte. Er argumentierte, dass er sich während seiner Internierungszeit immer um ein «tadelloses» Verhalten bemüht hätte. Weiter zur Quelle
Korrespondenz
 
Korrespondenz
 
Gesetze
1938   1921   1919
Ein Anwalt wirft Fragen auf   Wege aus der Anstalt: Ein Entlassungsgesuch   Ein Gesetz zur administrativen Versorgung von Alkoholikerinnen und Alkoholikern
Am 24. Juni 1938 kontaktierte ein Anwalt das Justiz- und Polizeidepartement des Kantons Freiburg, um Auskunft über eine in Bellechasse versorgte Frau zu erhalten: Einer seiner Kunden wollte sie heiraten. In literarischer Prosa setzt er sich für diese Ehe ein und zeigt sich überrascht, dass eine Frau in einer solchen Anstalt sein kann, ohne eine Straftat begangen zu haben.   Im Sommer 1921 bat der in Bellechasse internierte A. B. die Freiburger Regierung um seine bedingte Entlassung, nachdem er die Hälfte seiner Internierungszeit verbüsst hatte. Er argumentierte, dass er sich während seiner Internierungszeit immer um ein «tadelloses» Verhalten bemüht hätte.   Das Gesetz vom 20. Mai 1919 «über die Wirtshäuser, die Herstellung und den Verkauf von alkoholischen Getränken und die Bekämpfung des Alkoholmissbrauches» ermöglichte im Kanton Freiburg die administrative Versorgung von vermeintlichen Alkoholikerinnen und Alkoholikern in Arbeitsanstalten und in Trinkerheilanstalten.
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Gesetze
1919 Ein Gesetz zur administrativen Versorgung von Alkoholikerinnen und Alkoholikern Das Gesetz vom 20. Mai 1919 «über die Wirtshäuser, die Herstellung und den Verkauf von alkoholischen Getränken und die Bekämpfung des Alkoholmissbrauches» ermöglichte im Kanton Freiburg die administrative Versorgung von vermeintlichen Alkoholikerinnen und Alkoholikern in Arbeitsanstalten und in Trinkerheilanstalten. Weiter zur Quelle
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DIE QUELLENANALYSE

Mit der Auswahl der Quellen beginnt die eigentliche Analysearbeit. Verschiedene Perspektiven, Herangehensweisen und unendlich viele Fragen: Der Umgang mit historischen Quellen gehört zum Handwerk der Forscherinnen und Forscher. Diese stellen die Quellen in ihren Kontext, analysieren sie und formulieren Arbeitshypothesen. Auf diese Weise können Zusammenhänge besser verstanden werden.

Nachfolgend werden die wichtigsten Arbeitsschritte der Quellenanalyse kurz erklärt:

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Quelle XY
Überblick Die Quelle wird als Ganzes wahrgenommen. Fragen können den Inhalt und die Form betreffen: Was sagt sie aus und womit kann sie in Verbindung gebracht werden?
Herkunft, Provenienz Die Umstände, unter welchen eine Quelle produziert wurde, sind ebenfalls interessant. Wer hat sie erstellt und in welchem Kontext?
DETAILS Eine Perspektive rückt die Details der Quelle ins Licht. Die Fragen richten sich zum Beispiel an Aufbau und Wort- oder Bildwahl.
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Quellenbeschrieb

Für jeden Quellenbeschrieb müssen zuerst einige formelle Informationen geklärt werden. Die in den Archiven aufbewahrten Quellen werden somit nach genauen Kriterien sortiert und katalogisiert (siehe Beispiele weiter unten). Die Arbeit der Forscherinnen und Forscher beruht auf dieser vorhergehenden Bearbeitung der Quellen, die meist durch die Archivarinnen und Archivare erfolgt. Es liegt in der Verantwortung der Forschenden, diese Informationen in ihrer Publikation zu erwähnen und die Referenzen systematisch anzugeben. Somit sollte jede Quelle, die in einer Analyse erwähnt wird, wiedergefunden werden können.

  • Signatur: Die Signatur ist ein eindeutiger Code: Sie zeigt auf, in welchem Archiv und in welchem Bestand sich die Quelle befindet. Jede Signatur ist einzigartig, so dass keine Verwechslungen vorkommen können.
  • Titel: Benennung der Quelle, die Angaben zum Inhalt sowie dem Entstehungszweck der Quelle bietet. 
  • Entstehungszeitraum: Diese Information weist auf den Zeitraum hin, in welcher die Quelle entstanden ist.
  • Herkunft/Provenienz: Einzelne Dokumente befinden sich meistens in grösseren Dossiers, die wiederum in Beständen organisiert sind. Da sind Informationen zum Entstehungszusammenhang der Quellen wichtig, d.h. zu derjenigen Organisation oder Person, die den Bestand erzeugt, bearbeitet oder zusammengestellt hat.
  • Form und Inhalt: Zusätzlich zum Titel enthält diese Angabe weitere Informationen über den Inhalt, die Gliederung und die Form der Quelle (Papier, digital...).
  • Zugangs- und Benutzungsbestimmungen: Je nach Entstehungszeitraum und Inhalt ist eine Quelle mit einer Schutzfrist versehen.
  • Physische Beschaffenheit: Manche Quellen können aufgrund ihres konservatorischen Zustandes nicht im Original eingesehen werden.
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PERSPEKTIVEN ZUSAMMENTRAGEN

Wurden genügend Quellen gesammelt, beginnt die Analysearbeit. Die verschiedenen Perspektiven werden miteinander verknüpft, bereits existierende Arbeiten zum Thema beigezogen. Daraus entsteht ein wissenschaftlicher Text.

EIN GESAMTBILD SCHAFFEN Verschiedene Perspektiven und ein interdisziplinäres Team: Die Analysen werden zusammengetragen und bilden ein Ganzes.
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Ergebnisse publizieren

Über Bücher, Zeitungsartikel, Filme, Websites usw. gelangen Forschungsergebnisse in die Gesellschaft. Daraus entsteht ein allgemein geteiltes Wissen über die Vergangenheit. Dieses Wissen ist stets in Bewegung und entwickelt sich mit jeder neuen Forschungsarbeit neu. Forscherinnen und Forscher tragen somit dazu bei, das vielschichtige und bewegliches Gedächtnis der Gesellschaft weiterzuentwickeln.

 

Welche Quellentypen werden von den Forscherinnen und Forschern der UEK untersucht?

 
Gesetze
Gesetze   Kantonale und nationale rechtliche Grundlagen, d.h. Gesetze, Verordnungen, Reglemente, Erlasse, Dekrete, Entwürfe zu Gesetzen
Administrative Dokumente
Administrative Dokumente   Dokumente der Bundesverwaltung, der kantonalen und der Gemeindeverwaltungen sowie der Institutionen (z.B. Aufnahmeregister, interne Reglemente)
Statistiken
Statistiken   Quantitative Daten wie Statistiken, bereitgestellt vom Bundesamt für Statistik, von offiziellen Organen und Anstalten (z.B. Eintrittsregister)
Rapporte
Rapporte   Berichte, die von offiziellen Instanzen und Institutionen verfasst wurden (z.B. Jahresberichte)
Amtsdruckschriften
Amtsdruckschriften   Publikationen des Bundesblatts (z.B. Berichte des Bundesrats an die Kammern) und der Amtlichen Sammlung des Bundesrechts (z.B. Bundesgesetze) sowie die Bundesgerichtsentscheide
Persönliche Dokumente
Persönliche Dokumente   Unterlagen der betroffenen Personen oder der Anstaltsangestellten; u.a. administrative und persönliche Korrespondenz, medizinische und psychiatrische Gutachten sowie begründete Versorgungsentscheide
Korrespondenz
Korrespondenz   Korrespondenz zwischen verschiedenen Akteurinnen und Akteuren (z.B. Direktionen von Institutionen oder kantonalen Verwaltungen, aber auch persönliche Briefwechsel zwischen Betroffenen und Institutionenvertretern)
Interviews (Oral History)
Interviews (Oral History)   Die UEK hat mehr als 60 Interviews mit Betroffenen und Institutionenvertretern geführt und verschriftlicht
Zeitungen
Zeitungen   Presseartikel, Beilagen, Anzeigen, Kritiken, Zeugenberichte, Positions- oder Reaktionspapiere in Zeitungen
Zeitschriften
Zeitschriften   Artikel oder Reportagen, die in Fachzeitschriften (z.B. Schweizerische Zeitschrift für Strafrecht) oder populären Zeitschriften (z.B. Die Schweizer Illustrierte) publiziert wurden
Wissenschaftliche Literatur, Expertenberichte
Wissenschaftliche Literatur, Expertenberichte   Artikel, Expertisen sowie Berichte und Zusammenfassungen von Sachverständigen über administrative Versorgungen aus der untersuchten Periode (z.B. Medizin, Recht oder Politik)
Fotografien
Fotografien   Fotografien, die den Alltag, die Umgebung sowie das Innere der Anstalten und manchmal das Leben von betroffenen Personen dokumentieren
Bilder
Bilder   Visuelle Dokumente wie Karikaturen und Pressezeichnungen, publiziert auf Plakaten, Postkarten, in Zeitungen und Zeitschriften usw.
Literatur
Literatur   Biografien, Autobiografien, Zeugenberichte, Essays, Romane, literarische Texte
Audiovisuelle Dokumente
Audiovisuelle Dokumente   Radio- und Fernsehsendungen, Dokumentationen und Spielfilme
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