Aufgabe der Unabhängigen Expertenkommission (UEK) Administrative Versorgungen ist es, die Geschichte der administrativen Versorgungen in der Schweiz bis 1981 zu untersuchen und zu dokumentieren. Welche gesellschaftlichen Strukturen, Prozesse und Mechanismen führten zu diesem Umgang mit Jugendlichen, Frauen und Männern? Welche Gesetze lagen den administrativen Versorgungen in den Kantonen zugrunde und wie wurden sie angewendet? Welche Personengruppen waren besonders davon betroffen und wie erlebten sie es, oft jahrelang eingesperrt zu sein? Welche Behörden und Institutionen spielten dabei eine Rolle? Wie gehen die von den Zwangsmassnahmen betroffenen Menschen heute mit dieser Erfahrung um?
Diese Website begleitet die Arbeit der UEK und vermittelt deren Erkenntnisse einem breiten Publikum.
Zahlreiche Projekte widmen sich heute diesem Thema. Sie untersuchen, wie es in der Schweiz im 19. und 20. Jahrhundert zu verschiedenen fürsorgerischen Zwangsmassnahmen gekommen ist und welche gesellschaftlichen Normen und Machtstrukturen damit verbunden waren. Die Sichtweise der Betroffenen auf ihren eigenen Lebenslauf ist ein wichtiger Bestandteil dieser Untersuchungen.
Fürsorgerische Zwangsmassnahmen sind der Ausdruck bestimmter Normen und Werte. Doch was bedeutet Normalität für eine Gesellschaft? Wie ging man mit Verhalten um, das von der «Norm» abwich und welche Arten von Stigmatisierung hatte das zur Folge? Was heisst in diesem Sinne (Wieder-)Herstellung einer «Normalität» durch Zwangsmassnahmen? Die Vorstellung davon, was innerhalb einer Gesellschaft als «normal» gilt, wandelt sich mit der Zeit. So muss der Begriff der «Normalität» auch im Zusammenhang mit der Geschichte der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen immer aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet und hinterfragt werden.
Mit der Entwicklung der modernen Gesellschaft hat sich die Vorstellung festgesetzt, dass der Staat die Legitimität besitzt, die Normalität zu regulieren und in weite Bereiche des Alltagslebens einzugreifen. Dies gilt insbesondere für die Bereiche Arbeit, Familie, Gesundheit, Sexualität. Auch die Fragen der Armut und der sozialen Ordnung werden in diesem Zusammenhang diskutiert.