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Podiumsdiskussionen in Zürich, Andelfingen und Wädenswil

26. marzo - 31. marzo 2019
 
Der Ausstellungspavillon auf dem Hechtplatz in Zürich
Die Gäste auf dem Podium in Zürich
Die Zeitzeugin im Gespräch mit dem Fotografen (Zürich)
Das Podium in Andelfingen
Die Einführung in Wädenswil
Das Referat zum Waisenhaus Wädenswil
Im Gespräch über die Anstaltslandschaft Schweiz (Wädenswil)

ZÜRICH

DIE MACHT DER BILDER

Am 27. März 2019 fand vor vollen Reihen im Volkshaus Zürich die von UEK-Mitglied Beat Gnädinger moderierte Podiumsdiskussion «Macht der Bilder» statt. Die Zeitzeugin Marilies Birchler, der Fotograf Jos Schmid, die Historikerin Mirjam Häsler und der Historiker Stefan Länzlinger gingen den Fragen nach, wie man sich von Menschen ein Bild macht und was Bilder als historische Quellen bedeuten. Im Anschluss beteiligte sich das Publikum lebhaft mit eigenen Fragen an der Diskussion.

 

Der Entstehungsprozess der Fotografien im UEK-Band «Gesichter der administrativen Versorgung»

Der Fotograf Jos Schmid und die Zeitzeugin Marilies Birchler, die von Jos Schmid für den ersten UEK-Band «Gesichter der administrativen Versorgung» fotografiert worden war, erzählten gemeinsam vom Entstehungsprozess dieser Porträts. Jos Schmid nahm alle 50 im Buch abgebildeten Personen – die Anzahl entspricht auch derjenigen der fotografierten Personen – in deren Zuhause vor einem weissen Hintergrund auf. Seine ursprüngliche Idee einer gleichförmigen Serie verwarf er bald wieder, wollte er doch eine «Opferserie» vermeiden und die Kraft der unterschiedlichsten Personen, die eine Versorgung erlebt hatten, zeigen.

Marilies Birchler fühlte sich beim Fototermin zunächst unsicher, sie wusste nicht wohin sie schauen und ob und wie sie sich bewegen sollte. Sie entspannte sich jedoch schnell und merkte gar nicht, wenn Jos Schmid abdrückte. Das Gefühl, «ungeschützt» zu sein, verflog. Sie bezog den Titel «Macht der Bilder» nicht nur auf ihre Fotografien, sondern erwähnte, dass sich die Leute seit ihrer Kindheit von ihr ein negatives Bild machten. Diese negativen Bilder fanden Eingang in Akten und verhinderten, dass Marilies Birchler ein positives Selbstbild entwickeln konnte. Wenn ihr später im Leben jemand eine positive Rückmeldung gab, habe sie lange gedacht, da könne doch etwas nicht stimmen. Erst allmählich habe sie gelernt, zu Menschen Vertrauen aufzubauen.

 

Bilder aus Akten und Bilder als historische Quellen

Die wissenschaftliche Mitarbeiterin der UEK Mirjam Häsler schlug den Bogen zu den Textporträts, die der Band «Gesichter der administrativen Versorgung» ebenfalls beinhaltet. Sie gab Einblick in die nötigen Arbeitsschritte, bis eine Historikerin aus verschiedenen Akten ein Bild einer Person zeichnen kann. So machen sich heutige Leserinnen und Leser aufgrund eines Textes ein Bild einer Person, die in der Vergangenheit gelebt hat. Am Beispiel eines Mannes, der während 17 Jahren in den Anstalten von Bellechasse FR interniert war und in den 1950er Jahren auf der Flucht aus dieser Institution starb, betonte Mirjam Häsler, dass sich Forschende oftmals nur aufgrund eines Blickes von aussen den Lebenslauf einer Person rekonstruieren können. In diesem Fall konnte der Internierte weder lesen noch schreiben. Das Bild, das im Text nun von ihm festgehalten ist, entstand ausschliesslich aufgrund der Akten, welche die Behörden über ihn angelegt hatten. Wie ein Foto entfalten auch Akten eine grosse Macht und haben Auswirkungen auf das Leben der Menschen, die sie betreffen.

Stefan Länzlinger vom Sozialarchiv Zürich ergänzte diese Überlegungen um die Ausführungen, warum Bilder wichtige historische Quellen sind. Im Sozialarchiv mit seinem Sammlungsschwerpunkt auf visuellen Quellen befinden sich keine Fotografien zur administrativen Versorgung. Dies dürfte damit zusammenhängen, dass Fotos zu dieser Thematik nur aus zwei Gründen entstanden: Erstens hielt man den Polizeiblick fest und fotografierte Leute, um sie bei einem späteren möglichen Vergehen zur Fahndung ausschreiben zu können. Zweitens existierten seit den 1930er Jahren Fotos aus journalistischen Reportagen wie beispielsweise jene des Fotografen Paul Senn. Diese Fotos sollten die Opferperspektive aufzeigen. Zum UEK-Porträtband äusserte sich Stefan Länzlinger positiv und würdigte, dass die erste Publikation die betroffenen Personen ins Zentrum rückt. Dem Umstand, dass in diesem Buch die Stimme der Betroffenen fehlt und die Bilder von Aussenstehenden gezeichnet werden, werden die nächsten Veröffentlichungen begegnen.

 

 

Lokal – national

Nach einführenden Worten des Wädenswiler Stadtpräsidenten Philipp Kutter und von Christian Winkler von der Historischen Gesellschaft Wädenswil erläuterte UEK-Mitglied und Historikerin Loretta Seglias das umfassende System fürsorgerischer Zwangsmassnahmen, das sich in einer Gesellschaft mit einem engen Normenkorsett etablierte. Sie erwähnte den Aufarbeitungsprozess und betonte, dass seit den 2000er Jahren das Engagement von Betroffenen die wissenschaftliche und politische Aufarbeitung anstiess. In deren Zuge setzte der Bundesrat die UEK ein.

 

Der Schulsozialarbeiter und Mitarbeiter der Guido-Fluri-Stiftung Bruno Frick, der zu Beginn der 1980er Jahre eine pädagogische Lizentiatsarbeit zum Wädenswiler Waisenhaus verfasst hatte, präsentierte das lokale Beispiel. Auch wenn er betonte, dass seine damaligen Recherchen auch positive Stimmen zur Institution zutage förderten, überwogen doch die negativen Erinnerungen. Viele ehemalige dort platzierte Kinder erinnerten sich an ein brutales Heimelternpaar, das strenge Strafen verhängte. Im Verlauf der Jahre und insbesondere seit Ende der 1960er Jahre milderten sich jedoch die Strafen.

 

Dieses lokale Beispiel ist ein Element in einem nationalen Ganzen. Der wissenschaftliche Mitarbeiter der UEK und Zuger Staatsarchivar Ernst Guggisberg präsentierte im Gespräch mit Loretta Seglias das Portal Anstaltslandschaft Schweiz, das auf quantitativen Erhebungen beruht. Man schätzt, dass mehrere Zehntausend Personen in der Schweiz fremdplatziert waren. Aus den Verzeichnissen, die für die Recherche zur Verfügung standen, identifizierte das Team um Ernst Guggisberg schweizweit rund 648 Anstalten. Aufgrund der lückenhaften Quellenbasis muss die Gesamtzahl jedoch höher sein. Ziel der auf dem Portal präsentierten Visualisierungen war, das Ausmass administrativer Versorgungen in der Schweiz aufzuzeigen.

 

Medienecho zur Station Zürich

Tages Anzeiger (25.03.2019): «Man soll mich einmal dort lassen, wo ich will»

Andelfinger Zeitung (22.03.2019): Öffentliches Podiumsgespräch zu einem dunklen Kapitel der Schweizer Geschichte

Andelfinger Zeitung (02.04.2019): Menschen und Schicksale hinter «administrativen Zwangsmassnahmen»

Andelfinger Zeitung (16.03.2018): Das Verdingkinder-System blühte auch in Weinländer Dörfern

Der Landbote (26.03.2019): Als Baby den Eltern entrissen

Der Landbote (30.03.2019): «Als zweitklassiger Mensch gefühlt»

Zürichsee Zeitung (29.03.2019): «Immer mehr Betroffene haben ihr Schweigen gebrochen»

 
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19. marzo - 24. marzo 2019
Baden

Während einer Woche stand die Ausstellung in Baden auf dem Unteren Bahnhofplatz.

Im Kulturhaus Royal fand am 20. März 2019 die Premiere des UEK-Dokumentarfilms «Expertengespräche. Administrative Versorgungen und Wege der Rehabilitierung» mit anschliessender Podiumsdiskussion statt.
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02. aprile - 07. aprile 2019
St. Gallen

Während einer Woche stand die Ausstellung in St. Gallen in der Marktgasse beim Brunnen.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Erfreuliche Universität» des Kulturlokals Palace organisierte die UEK am 2. April 2019 einen Vortrags- und Diskussionsabend zu den rechtlichen Grundlagen der administrativen Versorgungen.

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